Dass Dipl.-Restauratorin Uta-Barbara Riecke mit der Restauration Außergewöhnliches geleistet hat, daran gibt es keinen Zweifel. In monatelanger, aufwendiger Arbeit hatte die Kölner Restauratorin Schäden an den Secco-Wandmalereien in der Taufkapelle der Prot. Stiftskirche restauriert und nach großflächigen Ergänzungen und Übermalungen einer früheren Restaurierung ursprüngliche Substanz freigelegt. Zudem konnte durch die Neufassung der Kapelle dem ursprünglichen mittelalterlichen Erscheinungsbild wieder nähergebracht werden. Am Palmsonntag 2024 wurde die Taufkapelle nun feierlich eingeweiht.
Die zahlreichen Besucher*innen konnten vor und nach dem Gottesdienst die mittelalterlichen Bilder bestaunen. In einem anschließenden Bildvortrag der Restauratorin im Gemeindehaus wurde im Vorher-Nachher-Vergleich deutlich, wie stark die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert vor Beginn der Restaurierungsarbeiten beschädigt und zum Teil inhaltlich verfälscht worden waren.
Wandmalereien als „Evangelium der Bilder"
Dabei war es lange Zeit fraglich, ob sich eine Sanierung der Taufkapelle überhaupt lohnen würde. Durch den unermüdlichen Einsatz des Kirchbauvereins und die finanzielle Unterstützung zahlreicher Spender*innen konnte das Projekt schließlich realisiert werden. Dekan Volker Janke dankte in seiner Ansprache insbesondere dem im vergangenen Jahr verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des Kirchbauvereins, Dr. Gerald Mathes. In ihm fand der ehemalige Kapitelsaal des Augustiner Chorherrenklosters schon früh einen Fürsprecher. Mathes konnte Janke im Jahr 2012 für sein Vorhaben gewinnen. Bis die Restaurierungsarbeiten beginnen konnten, sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. Dies war neben der Pandemie auch der Tatsache geschuldet, dass sich die Wandmalereien in einem äußerst schlechten Zustand befanden. Neben großflächigen Übermalungen waren sie in den 1960er Jahren mit einem Kunstharzüberzug versehen worden, der die Farben stark verblassen ließ. Feuchtigkeit hatte den Bildern zusätzlich zugesetzt, an vielen Stellen blätterte bereits der Putz ab. Das Landesdenkmalamt musste zunächst überzeugt werden. Eine restauratorische Voruntersuchung zeigte schließlich, dass mehr originale Substanz erhalten war, als anfänglich angenommen. Im Februar 2021 konnte Uta-Barbara Riecke mit den Arbeiten beginnen.
Für Dekan Janke sind diese Wandmalereien auch heute noch mehr als nur „mittelalterliche katholische Glaubensbilder". Im Mittelalter verkündigten sie den Menschen, die zum Großteil nicht lesen oder schreiben konnten, die frohe Botschaft vom stellvertretenden Sühnetod Christi. Die Darstellung der Auferstehung, der sogenannte »Gnadenstuhl« sowie der Schmerzensmann, der den von Folter gezeichneten auferstanden Christus zeigt, sind vielmehr als „Evangelium der Bilder" zu verstehen. Die Hoffnung, dass Gott trotz aller Krisen in der Welt Gutes für uns bereithält, hat für ihn nicht an Aktualität verloren.
Nur wenige Jahre jünger als die Stadt Landau
Die Bedeutsamkeit der »Glaubensbilder«, welche nur wenige Jahre jünger als die Stadt Landau sind, wurde auch in den Grußworten betont: Oberkirchenrat Markus Jäckle brachte in seiner Ansprache seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Menschen in Landau zukünftig einen Raum der Stille und Kontemplation zur Verfügung haben, in dem sie über die wichtigen Dinge im Leben nachdenken können. Oberbürgermeister Dr. Dominik Geißler bezeichnete die Einweihung eines derartig bedeutsamen Kulturdenkmals im Jahr des Stadtjubiläums als großen Glücksfall. Die Stadt Landau feiert in diesem Jahr ihr 750-jähriges Bestehen. Der Landtagsabgeordnete Florian Maier betonte, dass Landau »offene Kirchen« brauche und freute sich über den ersten Sanierungsschritt im Rahmen eines größeren Gesamtkonzepts zur Sanierung der Prot. Stiftskirche. Das abschließende Grußwort sprach Stefan Rinck, Vorsitzender des Presbyteriums der Stiftskirchengemeinde und des Kirchbauvereins. Er überreichte der Restauratorin Uta-Barbara Riecke sowie Dekan Volker Janke als Zeichen der Wertschätzung für die geleistete Arbeit ein Präsent und dankte allen, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Restaurierung der mittelalterlichen Taufkapelle möglich gemacht hatten.
Dies sind: Der Kirchbauverein Stiftskirche Landau e.V., die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn, die Generaldirektion kulturelles Erbe (Landesdenkmalpflege) in Mainz, die Ev. Kirche der Pfalz (Prot. Landeskirche) in Speyer, die Adrienne und Otmar Hornbach-Stiftung in Annweiler, die Sparkassenstiftung Südpfalz in Landau sowie viele private Spender*innen.